Emotionen in der freien Trauung – ein Missverständnis?
- Fabian D. Schwarz

- 17. Nov.
- 2 Min. Lesezeit
Immer wieder bekomme ich bei Anfragen diesen Wunsch mit:„Wir wünschen uns eine emotionale freie Trauung.“
Und ich verstehe das total. Eine Hochzeit ist ein bedeutender Moment – klar, da dürfen Emotionen nicht fehlen. Gleichzeitig merke ich: Der Begriff "emotional" ist ganz schön aufgeladen. Und nicht ganz einfach zu fassen.
Was meinen Paare, wenn sie sagen: "Wir wollen eine emotionale Trauung"?Oft geht es ums Weinen. Um Tränen. Um Gänsehaut. Und um Taschentücher mit Aufschrift „Für die kleinen Freudentränen“.
Aber ehrlich gesagt: Ich kann keine Emotionen versprechen.
Emotion ist kein Programmpunkt
Ich kann euch versprechen, dass ich eure Geschichte mit Sorgfalt erzähle. Dass ich den Ton treffe. Dass ich eure Anekdoten mit Respekt und Wärme verarbeite. Aber ob und wann es emotional wird – das liegt nicht nur in meiner Hand.
Emotionen sind frei. Sie kommen, wenn sie Raum haben. Und dieser Raum hängt von vielen Faktoren ab:
Wie ist die Stimmung der Gäste?
Wie offen könnt ihr selbst sein?
Was war vor der Zeremonie los?
Wie angespannt seid ihr – und wie viel davon spüren die anderen?
Gefühle lassen sich nicht per Knopfdruck abrufen. Und sie lassen sich auch nicht planen. Jedenfalls nicht echt.
Ein Lied macht nicht automatisch Gänsehaut
Ich erlebe es manchmal bei der Vorbereitung: Der Wunsch, „noch was Emotionales“ einzubauen. Ein Text. Ein Lied. Irgendwas, das berührt.
Aber wenn es keinen Bezug gibt – wenn dieser Text nichts mit euch zu tun hat, sondern nur der Stimmung wegen eingebaut wird – dann funktioniert es oft nicht. Oder schlimmer: Es wirkt gemacht.
Ein Lied kann tief berühren – wenn es euer Lied ist.Ein Text kann Gänsehaut auslösen – wenn er eure Geschichte spiegelt.Aber wenn nichts davon da ist, dann muss auch nichts erzwungen werden.
Authentisch ist besser als tränenreich
Ich finde, das ist der eigentliche Kern hinter dem Wunsch nach „emotional“:Es soll echt sein.Die Gäste sollen spüren, dass das hier kein Pflichtprogramm ist, sondern ein echter, bedeutender Moment. Und wenn dann jemand weint – wunderbar. Aber wenn gelacht wird, ist das genauso wertvoll.
Ich selbst werbe übrigens nicht mit emotionalen Trauungen. Ich verspreche, dass sie kurzweilig, humorvoll und persönlich sind. Das kann berühren. Muss aber nicht zu Tränen führen.
Und ja – es darf geweint werden. Natürlich. Aber es sollte nicht als Ziel formuliert werden. Denn dann wird’s eng. Und Druck ist selten ein guter Nährboden für echte Gefühle.
Mein Fazit: Lasst die Emotionen kommen – oder auch nicht
Eine freie Trauung muss nichts erfüllen.Sie darf.Sie darf berühren, bewegen, überraschen, zum Lachen bringen – und vielleicht auch zum Weinen. Aber sie muss nicht.
Wenn ihr euch also fragt, ob eure Zeremonie emotional sein wird: Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Aber wenn sie authentisch ist, dann ist sie auf jeden Fall genau richtig.

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